Wappen des Kreises Elchniederung
Web Design

counter  

Die Kirche im Kreisort Heinrichswalde
Zustandsbericht  über Kuckerneese 1950 bis 1956

Beim Aufbau des Bildarchivs  Ostpreußen wurde auch das Verzeichnis der Einwohner von Kuckerneese unseres Landsmannes Allies überarbeitet, besser gesagt ergänzt und digital erfasst. Deshalb ist der nachfolgende Bericht der Familie Juschkewitz über den Zeitraum von 1950 bis 1956 von Bedeutung. Die Zeitzeugen berichteten über den damaligen Zustand von Kuckerneese (Jasnoe), gaben uns einen kleinen Einblick über den Zustand nach 5 bis 10 Jahren der sowjetischen Herrschaft. Lebendiger geht es kaum!  Da viele unserer Landsleute Kuckerneese nach 1990 besucht und besichtigt haben, werden diese auch festgestellt haben, dass der nachfolgend geschilderte Zustand jener Zeit nur einen Bruchteil der “Aufgabe” dieses Ortes darstellt. Grundsätzlich kann man sich eigentlich nicht vorstellen wie eine blühende Gemeinde mit ~4.500 Einwohnern heute so trostlos dahin vegetiert. Eigentlich möchte man sagen, es wäre besser eine litauische Gemeinde geworden. Oder sollte man auf die typisch russischen Aussage “budjet - es wird” hoffen? Im nachfolgen Bericht erscheint eine Passage über den Abriss des Kirchturmes als zweifelhaft, denn der Kirchturm steht noch und steht, wenn keine Gewalt angewendet wird auch noch in 100 Jahren! Schön ist, dass viele  heute russische Gemeinden auch versuchen ihre Geschichte zu erforschen. Siehe Heinrichswalde.

Der 1. Heimatbrief unserer Kreisgemeinschaft wurde 1983 herausgegeben. In diesem wurde unser nachfolgende Bericht veröffentlicht.

Heft 1 Juli 1983
Unsere Heimat nach der Vertreibung Kuckerneese (Kaukehmen) heißt jetzt Jasnoje.
Dieser Bericht wurde nach Angaben von Familie Juschkewitz 1965 geschrieben, er umfasst die Jahre 1950 bis 1956

Die Familie Juschkewitz bezog als erste Wohnung in Kuckerneese die Praxis- und Warteräume von Dr. Lange. Das gesamte Haus stand leer. Da das Dach schon sehr kaputt war und es überall durchregnete, zog man unten ein. Sie schafften es aber nicht, das große Dach in Ordnung zu halten. Die obersten Wohnungen waren also gleich zerstört, schließlich regnete es bis unten durch. Die Russen holten sich Türen und Fenster, Fußboden und zum Schluss sogar die Treppe zum Verbrennen. Als man die Treppe abholte hat sich Frau Juschkewitz beim Kolchosenverwalter beschwert, mit dem Erfolg, dass man das Holz bei ihm abliefern musste, und er es dann verbrannt hat. Seit der Zeit galt Frau Juschkewitz bei den Russen als Denunziantin. Als man sich dann gegen das Regenwasser auch unten nicht mehr wehren konnte, richtete man sich eine Wohnung in dem Willgalies'schen Haus in der Bahnhofstraße ein. Das Lekenski'sche Haus wurde nun ganz abgerissen (in der Schulstraße). Es wurde ein planiert wie auch das Bahnhofshotel. Dort steht nur das niedrige Hofgebäude, parallel der Schulstraße.
Wirtschaftlich ging es den Juschkewitz mit der Zeit ganz gut. Zum Schluss hatten sie ein paar Schweine, viele Hühner und auch eine Kuh, die sich in diesem Frühjahr aus lauter Übermut ein Bein brach und geschlachtet werden musste. Das Fleisch konnte noch zu einem guten Preis auf dem Markt in Tilsit verkauft werden. Für die Tiere hatte man in den Szentick'schen Garagen Ställe eingerichtet, Heu zum Teil selbst geerntet oder in den Haffdörfern gekauft. Es wurde in unserer Werkstatt und Garage gelagert. So kennen sie unser Haus genau. In der Wohnung leben jetzt 2 Familien. Dazu wurde es umgebaut, da doch eine zweite Küche sein musste. Doppeltüren wurden vermauert und neue Zugänge gebaut. Das Dach hatte schon vor Weihnachten einen Durchschuss. Es regnete rein und schließlich verfaulten die Balken auf der Treppenseite. Herr Juschkewitz hat dann später beim Durchbauen geholfen. Es wurden neue Balken eingezogen und neu gedielt. In diesem Frühjahr wurde alles renoviert, tapeziert, Türen und Fenster gestrichen und sogar die Fußböden gestrichen und lackiert. Zentralheizung und Wasserleitung sind noch drin, funktionieren aber nicht, da Herr Juschkewitz sie nicht zu reparieren verstand. Man hatte es ihm nicht geglaubt , denn die Deutschen müssen alles können. Es stehen also Ziegelöfen in der Wohnung und Wasser holt man sich  von einer Pumpe auf dem Hof. Der Garten wird sehr gepflegt und liefert gute Ernte und Obst und Beeren. Die Himbeeren sollen sehr gut sein und Frau Juschkewitz hat jahrelang viel einmachen können.
Von der Straßenseite hat man das Grundstück mit einem Friedhofstor geschlossen. In der Wilhelmstraße steht das Haus der Gärtnerei Röhl. Die Hindenburgschule wird in Ordnung gehalten. Sie ist die einzige Schule und als Oberschule 10 - klassig. So sind in der Wilhelmstraße alle Häuser stehen geblieben. Allerdings werden die großen Häuser, wie das der Mertins , als Speicher benutzt und nicht repariert. Wenn es so viel durchregnet, dass das Getreide da nicht mehr lagern kann, wird so ein großes Haus einfach abgerissen. Zum Wohnen ist es den Russen zu groß. Es liefert dann genügend Holz zum Brennen und Steine zum Bauen. Der Speicher der Kornhausgenossenschaft steht und auf der linken Seite ist eine Halle bis zur Schulstraße gebaut, mit spitzem Dach und russischem Schiefer gedeckt, in der Traktoren und Kraftwagen repariert werden. Im Bahnhofsgebäude ist ein Lagerraum für Ersatzteile, ebenso in dem niedrigen Ladenhaus, in dem u.a. der Laden von Sperber war.
Die Kirche dient schon jahrelang als Speicher, die Treppe ist mit Erde auf gefüllt, so dass die Traktoren mühelos rauf- und runterfahren können. Vor 4 Jahren wurde der Kirchturm abgerissen, die Treppe zum Turm war schon lange vorher abgerissen. Längs des Blitzableiters ist ein beherzter Mann hinaufgeklettert, hat eine Seilschlinge um den Turm gelegt und mit Maschinenkraft hat man den Turm dann umgerissen. Da die Russen sehr abergläubisch sind, zeugt es schon von besonderem Mut, so einen Auftrag auszuführen. Das Kupferblech wurde für 4.000 Rubel verkauft. Im ehemaligen Pfarrhaus ist eine Krankenstation. Auf dem Grundstück des Kaufmannes Nötzel befindet sich das Kaufhaus, in dem es Lebensmittel, Schuhe und Stoffe gibt. In den oberen Räumen liegt eine Gaststätte. Der Nötzel'sche Neubau, der später Radio-Böttcher gehörte, mit den Geschäften Lehnert, Kreisnachrichten usw. ist ein planiert. In dem Pfeiffer'schen Haus ist jetzt die Markthalle. Das Dach wurde nicht repariert. Überall regnet es durch. Vom Fleck'schen Haus sind 2 - 3 Treppen zu erkennen, sonst ist alles weg. Das Schuhhaus Taudien steht , es wird z.Z. als Kolchosenkontor eingerichtet. In der Mühle von Wichbert Schulz stehen Kühe und Schweine. Weiter findet man alle Häuser in der Hohen Straße bis zur Lorckstraße. Das Selz'sche Eckhaus allerdings ist ein Schutthaufen. Das Haus von Sattler Homm in der Lorckstraße blieb nicht erhalten. Die Häuser auf der rechten Seite der Lorckstraße, bis zur Kurve sind bewohnt. Das Wohnhaus des alten Bäckers Nötzel, das zurückgebaut im Garten liegt, ist Internat für die Oberschüler, die zum Wochenende nach Hause fahren dürfen. Das Eckhaus Lorckstraße - Schmiedegasse, in dem der Glaser Ritzmann wohnte, steht als einziges auf der linken Seite der Lorckstraße bis zur Kreuzahlerschen Mühle. Daneben hat man einen Privatstall eingerichtet. Der Christeleit'sche Neubau ist in Ordnung, aber da es lange Zeit dort spukte, und die Russen sich sehr davor fürchteten, stand es immer wieder leer. Jetzt soll wohl alles wieder in Ordnung sein. Das Haus ist auch bewohnt. Im Speicher von Wiesenberg und Rieske ist ein Eisenwarengeschäft eingerichtet. Das Haus vom Tischler August ist in diesem Jahr abgebrochen worden. Das kleine Haus Ecke Lorckstraße, Zugang zur Sandstraße wird von einer Russenfamilie bewohnt. Das Haus, in dem der Fuhrhalter Dommasch wohnte, ist weg. Das Haus dahinter ist, ebenso wie ein kleines grünes Haus daneben, erhalten. Gegenüber Wiesenberg und Rieske steht ein zweistöckiges Haus. Das alte Deichamt ist nicht mehr. Das Wohnhaus Sablautzki steht. In der Schmiede Rieske ist eine Mahlmühle eingerichtet. Bis zum Ausgang des Ortes steht dann alles auf der rechten Seite, sowohl Weitkus und auch Szentikals auch die Gastwirtschaft Klein. Auf dem Klapschuweit'schen Grundstück sieht man nur einen hohen Schornstein. In der Witt'schen Werkstatt ist eine Kolchosenschmiede. Das Wohnhaus steht, ebenso das Hillgruber'sche Wohnhaus sowie das Kiwylus'sche Haus gegenüber und ein kleines Haus daneben, in dem Pferdestehen. übrigens herrscht dort schon seit Jahren eine Pferdekrankheit (Blutkrankheit, die sehr ansteckend sein soll). Kuckerneese und Umgebung sind Sperrgebiet. Es darf kein Pferd über die Brücke in Sköpen.
Nun zum Marktplatz: Die Häuser von Bluhm, Sinnhuber und Perkuhn sind in Schutt und Asche. Das Wittrin'sche Haus steht noch als Ruine ohne Türen und Fenster. Das Backhaus ist in Ordnung und versorgt ganz Kuckerneese und Umgegend mit Brot. Das Haus der Volksbank ist stehen geblieben; unten ist ein Kino und oben wird getanzt. Bis zur Hafenstraße ist dann alles ein Schutthaufen. Nun gehen wir über die Hafenstraße. Die Häuser von Scheer, Kywill ebenso Cafe Ernst und die alte Kantorschule stehen, sind aber unbewohnt. In den ersten beiden Gebäuden ist Kunstdung untergebracht. Die Keller haben die Soldaten belegt. Die Häuser der Familien Dannat und Pelludat stehen auch; im ersteren ist ein Getreidespeicher untergebracht, das zweite Haus ist bewohnt. Das Haus des Kaufmannes Wegner und das des Fleischers Klamant sind abgebrochen. Wenn wir die Dammstraße weitergehen, finden wir auf der linken Seite die Siedlung vollständig in Ordnung und von Russen bewohnt. Außerdem steht der gesamte Arbeitsdienst. Die Häuser werden als Speicher benutzt. Die Häuser links und rechts zum Volkspark stehen. Das Wohnhaus der ehemaligen Domäne steht und ist Speicher. Weiter steht dort hinten alles.
Der neue Sportplatz ist verwachsen und wird auch nicht bestellt. Die Russen benutzen den alten Sportplatz, den man erreicht, wenn man am Cafe´ Ernst vorbeigeht. Wenn man die Sellener Chaussee vom Dammstraßenknick verfolgt, findet man alle Gebäude links und rechts der Straße bis auf das letzte auf der linken Seite, das ein Schutthaufen ist.
Nun zur Post zurück. Sie ist von kollektiven Büros belegt. Die Garagen auf dem Hof werden auch als Garagen benutzt. B i s zum Lekensk'schen Kino ist in der Tilsiter Straße nichts mehr, nur noch Brennnesseln und Sträucher. Im Kino selbst ist eine Trockenhalle mit Spezialmaschinen für Getreide. Die Brücke über die alte Gilge war kaputt, ist aber repariert. Der Bauernhof auf der rechten Seite zwischen Brücke und Friedhof ist weg. Zwei Häuser auf der linken Seite stehen. Die Schmiede Enders ist nicht mehr da. Wenn wir nun die Tilsiter Straße zurückgehen und rechts den Knick hinter der Brücke zum Giedat'schen Grundstück, sehen wir nichts als Trümmer.
Im Giedat'schen Garten stehen noch einige Obstbäume, an die zur Reifezeit die Russen Hunde anbinden, damit das Obst nicht geklaut wird.
Nun zurück zum Bahnhof. Im Harder'schen Haus ist eine Schreibstube von der Maschinen - Ausleih - Station. Das Leitner'sche Haus ist bewohnt. Die Gasanstalt ist abgebrochen, das Wohnhaus steht. In einem anderen Gebäude ist die Sauna eingerichtet. Das Götzki'sche Haus ist weg. Bei Motzkau steht nur der Stall, in dem z.Z. Kolchosekälber aufgezogen werden. Das Hotel Deutsches Haus ist mit allen Anbauten verschwunden, nur ein Schutthaufen. Auf dem Hof steht ein Stall.
Von Autovermietung Janz bis Willgalies stehen in der Bahnhofstraße alle Häuser. Das Kretzin'sche Haus in der Tilsiter Straße gegenüber der Post steht und wird von Familien und deren Vieh bewohnt.
In der Hafenstraße steht rechts das alte Scheer'sche Holzhaus nicht mehr, dahinter aber ein zweistöckiges Gebäude. Es ist das letzte auf der rechten Seite . Auf der linken Seite von der Apotheke, die auch eingeäschert ist, stehen alle Häuser bis dort, wo die Felder beginnen. Der Gebetssaal der christlichen Gemeinde ist abgebrochen. Es steht nur noch ein Stall dabei, der als Schlachtstelle dient, in dem auch Juschkewitz Kuh in diesem Frühjahr geschlachtet wurde. Zwei Gebäude schräg rechts vor dem Gebetssaal stehen. Die Ziegelei Kiwylus ist abgebrochen, nur ein Wirtschaftsgebäude blieb erhalten. Es wurde das alte Dach abgenommen und durch einfaches ersetzt. In dem Gebäude steht Vieh. Auf dem Stunkat'schen Grundstück -Klapschuweit - steht auch nur ein Wirtschaftsgebäude. In der Gartenstraße stehen fast alle Gebäude, u.a. auch Fleischer Crasteit.
Das große Eckhaus Gartenstraße – Labeikstraße ist abgebrochen. Wenn man die Verlängerung der Schulstraße über die Wilhelmstraße geht, macht der Weg hinter der Hindenburgschule einen Knick nach links. Die Häuser auf der rechten Seite stehen und sind von Lehrern bewohnt. Die Arbeitsdienstbaracken hinter dem Bahnübergang auf der rechten Seite sind weg. Dafür aber stehen ca. 14 neue kleine Häuschen auf der linken Seite und 2 auf der rechten Seite, direkt vor der alten Gilge.
Die Siedlung Winge ist in Ordnung und wird bewohnt. In der Feldstraße stehen wohl alle Häuser, Schutt ist mir da nicht aufgefallen. Auch in der Sand- und Mittelstraße stehen wohl alle Häuser. Die Post ist in dem Gebäude Mittelstraße Ecke Schmiedegasse, auf der Kitzmann'schen Seite, untergebracht.
Die Kleinbahnschienen sind entfernt, ebenfalls die Wartehäuschen auf den kleinen Stationen. Der Bahndamm dient als Straße, die aber nicht befestigt wurde.
Das Vieh wird den Sommer über im Stall gehalten oder draußen irgendwo am Straßen- oder Wegrand angebunden, denn Zäune gibt es nicht. Die Drähte der alten Zäune liegen auf den Feldern und verkommen. Nur im Herbst, wenn alles eingebracht ist, lässt man das Vieh frei umherlaufen, das abends allein in den Stall zurückfindet.

[Elchniederung] [Geschichte] [Aktuell & Termine] [Reiseangebote] [Heimat heute] [Kirchspiele] [Kuckerneese] [K. 1950 -1956] [Orte zu Kuck.] [Kloken] [Sellen] [Neusorge] [Skoepen] [Gilgetal] [Trumpenau] [Warskillen] [Lischau &] [Stellwagen] [Skuldeinen] [Allgau & Sch.] [Sommerhoefen] [Skoeren] [Familienforschung] [Heimatbriefe] [Plattdeutsch] [Jugendarbeit] [Literatur] [Personalien] [Ext. Links] [Impressum] [Gaesteb.- Feedb.]