Kreisgemeinschaft Elchniederung e.V.

Im Jahre 1948 haben die Alliierten, nach dem Ende des 2. Weltkrieges 1945, das Verbot der Vereinsbildung aufgehoben. Unmittelbar danach begannen die Vertriebenen sich in Landsmannschaften und Kreisgemeinschaften zu organisieren. In der Berliner Hasenheide trafen sie sich Ende 1948 und unter spezieller Mitwirkung des Landsmannes Häse, früher Tilsit, wurde die Kreisgemeinschaft Tilsit- Stadt, Tilsit-Ragnit und Elchniederung als „nichteingetragener Verein“ gegründet. Mit auf diese Initiative hin, wurden dann die Landsmannschaft Ostpreußen e.V. und der Berliner Landesverband der Vertriebenen aus der Taufe gehoben. Dieses historische Ereignis sollte uns Anlass sein, der Frauen und Männern jener Stunde zu gedenken, die sich ihrer Wurzeln in einem wunderbaren Landstreifen bewusst waren und durch ihr Handeln dafür sorgten, dass viele Daten, Ereignisse, Beschreibungen und Bilder nicht verloren gingen. Sie sind für die Geschichtsschreibung von nicht zu überschauendem Wert, und wir sollten ihnen dafür dankbar sein und auch unsere Kinder, Enkel und Urenkel werden ihnen diesen Dank gewiss nicht schuldig bleiben. 1949 haben die Stadt Kiel für Tilsit, die Stadt Plön für Tilsit-Ragnit und der Landkreis Grafschaft Bentheim für die Elchniederung ihre Bereitschaft erklärt, die Patenschaft zu übernehmen. Dieser Zeitpunkt wurde gewählt, um die einzelnen Kreisgemeinschaften zu verselbständigen. Jede Gemeinschaft wählte einen Kreisbetreuer und begann mit der eigenen Kassenführung. Die ersten Betreuer waren für die Stadt Tilsit Erwin Spieß, für Tilsit-Ragnit Emil Drockner und für die Elchniederung Werner Weiß. Die Spendenfreudigkeit der Vertriebenen gab eine gute Grundlage für die uneigennützige Arbeit der Betreuer.

 

Am 28. August 1955 wurde in Bad Bentheim eine Urkunde unterzeichnet, mit der der Landkreis die Patenschaft für die aus dem ostpreußischen Landkreis Elchniederung Vertriebenen übernahm. Mehr als 2.000 Menschen, die aus der gesamten Bundesrepublik angereist waren, nahmen an dem Festakt teil. Ziel war es neben der Schaffung einer zentralen Anlaufstelle auch, ostpreußisches Kulturgut zu pflegen und die Erinnerung an die alte Heimat wach zu halten. Blicken wir zurück auf die erste Ausgabe des Blattes „Wir Ostpreußen“, erkennen wir, dass am 1. Februar 1949 dieses Mitteilungsblatt der Landsmannschaft Ostpreußen von unserem späteren Kreisvertreter Horst Frischmuth (†) erarbeitet und herausgegeben wurde. Ihm möchte ich an dieser Stelle Dank sagen für seinen weitsichtigen Einsatz, zumal dieser dann auch ein Zusammenfinden der Elchniederunger bewirkte und das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft Gleichgesinnter stärkte. Schon damals hatte Horst Frischmuth erkannt, dass es wichtig war, wie er es wörtlich im Vorwort zum ersten Heimatbrief vom Juli 1983 ausdrückte: „aus den Aufzeichnungen älterer Mitbürger Kenntnisse aus der Heimat zu schöpfen, um der Nachwelt ein lebendiges Bild unserer Heimat aufzuzeigen.“ Weiter sagte er: „Der Heimatbrief soll also in erster Linie informieren und darüber hinaus in zweiter Linie für die nach uns Kommenden Dokumentation sein.“Das, liebe Landsleute, wollen wir nicht vergessen und die Bestätigung für die Richtigkeit der Aussage und die Wichtigkeit des Heimatbriefes als Bindeglied, haben wir in den Jahrzehnten seit der Herausgabe erhalten.“ Für diese Weitsichtigkeit, unbeschadet dessen, was sich später ereignet hat, möchte ich Horst Frischmuth und denen, die sich um unsere Gemeinschaft durch ihre Mitarbeit verdient gemacht haben, danken und ich wünsche mir, dass unsere Kreisgemeinschaft auch in Zukunft Menschen findet, die sich das Heimatbewusstsein erhalten haben und durch tätige Mitarbeit den weiteren Bestand, egal in welcher Form, sichern.
Manfred Grusdt, Vorsitzender der Delegiertenversammlung
und Kirchspielvertreter von Heinrichswalde

Ergänzend zum obigen Beitrag stellen wir Ihnen einen Artikel aus dem 1. Heimatbrief vor

Nach dem neuen Anfang Elchniederunger in Berlin

von Werner Weiß, Heinrichswalde
Als Ende 1944 die russischen Armeen sich unserer ostpreußischen Heimat näherten und bis zur Memel und dem Kurischen Haff vordrangen, suchten auch tausende von Frauen, Greisen und Kindern aus der Elchniederung zu Fuß, in Trecks oder über die Ostsee ihren Weg in Rettung und Geborgenheit. Eine Schilderung der Strapazen, der Entbehrungen und der Menschenverluste während des Fluchtweges würde hier sicher zu weit führen. Obgleich Berlin zum Sperrbezirk erklärt war, und die Trecks um Berlin herumgeleitet wurden, waren doch viele Vertriebene, darunter auch Elchniederunger, nach Berlin eingesickert. Die so schwer vom Leid getroffenen Landsleute kamen in eine Stadt, die selbst durch diesen wahnsinnigen Krieg in einem nicht vorstellbaren Maße geschlagen war. War es noch Berlin, das während und nach der deutschen Katastrophe von 1945 die ersten Vertriebenen aus dem deutschen Osten aufnahm? Eine von allen Schrecknissen des Weltunterganges heimgesuchte, zerschlagene Stadt. Berlin und die Berliner waren sich jedoch ihrer Aufgabe als deutsche Hauptstadt bewusst. Etwas wie Ordnung bahnte sich erst an, als westliche Truppenverbände einzogen, und die vier Sektoren sich abgrenzten.
Aber der Hunger blieb, die Kälte , die öde wüst gewordener, ausgeplünderter Wohnungen, die physische und seelische Vereinsamung der Menschen. Es gab keine Gemeinschaft, keine Bindung mehr zwischen den nur allmählich aus Grauen auftauchenden Übriggebliebenen. Wer half, wer konnte helfen? Berlin und den Berlinern sei es zur Ehre gesagt: Sie, die selbst allerschwerst gelitten hatten – sie waren bereit zu helfen , den Menschen aus dem deutschen Osten eine neue Heimat zu geben. Es erwies sich, dass Berlin von Anfang an bemüht war, den Vertriebenen gleiches Recht wie den eigenen Bürgern zu geben, und darum ist Berlin den Vertriebenen zwar nicht wirkliche Heimat, auch nicht nur Notheimat geworden sondern Wahlheimat, die sie nur mit der wirklichen Heimat im Osten vertauschen möchten. Umgekehrt bewährten sich die Heimatvertriebenen in jeder Notsituation, die Berlin zu bestehen hatte, gleichwertig den Alteingesessenen.
Berlin, das die Millionenzahl seiner Einwohner aus Zuwanderern aller deutschen Stämme, zumeist aus Schlesien, Pommern, West- und Ostpreußen hingenommen und ins Berlintum eingeschmolzen hatte – wieviel Wahrheit liegt in dem Ausspruch: „Berliner ist man nicht – Berliner wird man.“ Dieses Berlin wurde das Becken für einen Zustrom von nahezu 200.000 in der Heimat wohlversorgten, durch die Vertreibung zu Bettlern gewordenen Deutschen aus dem Vertreibungsgebiet im Osten. Und diese Vertriebenen trugen und tragen das Bild der Heimat unaustilgbar in ihrem Herzen, dies ist der innerliche Reichtum, den ihnen niemand nehmen kann. Dies ist es auch, was die Vertriebenen zusammengeführt hat. Das natürliche Gespür, das aus der Haltung , einer Geste, einem Wort den Gefährten im Leid erkannte, wirkte zuerst zwischen Flüchtlingen aus der gleichen Provinz, der gleichen Landsmannschaft. So fanden sich Vertriebene aus engeren Bezirken, nicht nur solche, die einander von daheim schon nah oder flüchtig kannten, sondern auch solche, die bisher einander fremd waren, zusammen. Da durch Befehl der Alliierten jede Bildung von Vereinen und Verbänden verboten war – insbesondere der argwöhnische Vertreter der Sowjets hielt streng darauf , dass keine „Gefahr“ durch Zusammenschluss Vertriebener aufstieg – konnten sich auch die Vertriebenen nicht zu Gemeinschaften zusammenschließen.
Hier waren es die Kirchen beider Konfessionen, die sich zuerst der Vertriebenen annahmen. So, wie die Kirchen daheim Mittelpunkt der Gemeinde waren, fanden sich in Berlin die Vertriebenen in der Kirche zusammen, die ihnen Trost gab, sie sozial betreute und bei der Suche nach den nächsten Angehörigen und Familienzusammenführung vorbildliche Arbeit leistete.
Als 1948 die Alliierten das Verbot der Vereinsbildung aufhoben, begannen auch die Heimatvertriebenen sich zu organisieren. Einem durch Mundpropaganda verbreiteten Aufruf folgend, trafen sie sich Ende 1948 in der Hasenheide, in der Hand ein Schild mit den Namen des Heimatkreises oder der Heimatgemeinde. Hier war es das große Verdienst des Landsmannes Häse, früher Tilsit, der die Tilsiter um sich sammelte und sich auch der Landsleute der Nachbarkreise Tilsit – Ragnit und Elchniederung annahm. Schon nach kurzer Zeit wurde die Kreisgemeinschaft Tilsit-Stadt , Tilsit-Ragnit und Elchniederung als nicht eingetragener Verein gegründet. Mit auf die Initiative unserer Kreisgemeinschaft hin wurden dann die Landsmannschaft Ostpreußen e.V. und der Berliner Landesverband der Vertriebenen e.V. aus der Taufe gehoben.
Gleich nach der Gründung nahmen die einzelnen Kreise Verbindung zu ihren Landsleuten und der Stadt-.bzw. Kreisvertretung im Bundesgebiet auf. Da nur wenige Landsleute in Lohn und Brot standen, konnte auch nur ein geringer Beitrag erhoben werden. Groß waren aber die Aufgaben, die auf die Kreisgemeinschaft zukamen, erstaunlich groß war aber auch die Spendenfreudigkeit der Landsleute. Der Schwerpunkt der Arbeit lag in der ersten Zeit auf den Gebieten der sozialen Betreuung, Zusammenführung der Familien, Wohnraumbeschaffung, Hilfe bei Rentenverfahren und später beim Lastenausgleichsverfahren und vielem mehr.
Ein besonderes Anliegen der Kreisgruppe war – und ist es bis heute geblieben – die Betreuung unserer Landsleute in Ostberlin und in Mitteldeutschland. Ein weiterer Schwerpunkt war und ist die kulturelle Betreuung. Seit Bestehen wird jeden Monat nach einem lange vorher festgelegten Terminkalender ein Kreistreffen durchgeführt, bei dem ein gutes Unterhaltungsprogramm angeboten wird. Heimatpolitische Vorträge , Gedichte, Dia-und Filmvorführungen halten die Erinnerung an die Heimat wach, machen aber gleichzeitig die heranwachsende Generation sowie Einheimischen, die zu unseren Treffen kommen und sich dort wohlfühlen, mit der Heimat vertraut. Dampferfahrt, Erntedankfest und Weihnachtsfeier dienen Brauchtumspflege, und der anschließende Tanz sorgt für Stimmung und gute Laune.
Unsere fleißigsten Besucher waren bis zum Bau der Mauer unsere Landsleute aus dem sowjetischen Machtbereich. Durch das Währungsgefälle: 1 Westmark = 4 bis 5 Ostmark – waren diese Menschen in finanziellen Nöten. Hier konnten wir durch Verzehrbons und Zuschüsse helfen. Durch den Bau dieser unseligen Mauer ist es unseren Landsleuten – bis auf Rentnerbesuche – versagt, an unseren Heimattreffen teilzunehmen. Durch Zuschüsse und Spenden können wir aber ihnen zu Ostern und zu Weihnachten Liebespakete zusenden. Diesen Paketaktionen messen wir eine große Bedeutung bei. Unsere Landsleute in Ostberlin und in der DDR wissen, dass sie nicht vergessen sind , dass es Landsleute gibt , die ihre Sorgen und Nöte kennen und sic h ihrer annehmen. Viele Briefe, oft unter Tränen geschrieben, sind der Beweis dafür.
Unser besonderer Dank gebührt unserem Patenkreis , dem Landkreis Grafschaft Bentheim, und den dort gelegenen Textilfabriken, die durch finanzielle Unterstützung und Textilspenden unsere Hilfsaktion kräftig unterstützen. Nachdem Kiel für Tilsit, Plön für Ragnit und der Landkreis Grafschaft Bentheim für die Elchniederung die Patenschaften übernommen hatten , machten sich die Heimatkreise selbständig. Jeder Heimatkreis hat nunmehr seinen eigenen Kreisbetreuer und seine eigene Kassenführung. Die Gemeinschaft war aber so eng zusammengewachsen, dass die monatlichen Kreistreffen weiterhin von den drei Heimatkreisen gemeinsam durchgeführt werden. Dieser Gemeinschaftssinn hat sich bewährt. So sind wir die einzige Gemeinschaft, die es geschafft hat, einen eigenen Frauenchor zu gründen, der nun schon seit mehr als zwanzig Jahren nicht nur b e i unseren Kreistreffen sondern auch bei anderen Veranstaltungen Freude bereitet und das alte deutsche Volkslied lebendig werden lässt. Unsere Arbeit ist von der Landesgruppe Berlin der Landsmannschaft Ostpreußen sowie vom Berliner Landesverband der Vertriebenen als beispielgebend anerkannt worden. Das liegt daran, dass die drei Heimatkreise auf Gedeih und Verderb zusammenhalten, dass diese in vielen Jahren tätigen Kreisbetreuer: Erwin Speiß für Tilsit – Stadt , Emil Drockner für Tilsit – Ragnit und Werner Weiß für die Elchniederung vorbildlich zusammenarbeiten, in den Reihen der Mitglieder viele Idealisten sind und aktiv mitmachen und die große Aufgabe, die wir zu erfüllen haben, kennen und immer uneigennützig dafür einstehen
zum Wohle Europas
zum Wohle Deutschlands
zum Wohle Ostpreußens
zum Wohle unserer schönen Elchniederung.
Heimatbrief Nr.1 Juli 1983

60 Jahre Patenschaft mit der Grafschaft Bentheim (2015)

„Vertriebene bauten den deutschen Staat mit auf“

Den Dank der Kreisgemeinschaft für die 60-jährige Zusammenarbeit überbrachte deren Vorstandsvorsitzender Manfred Romeike.
Von Rolf Masselink

Bad Bentheim. Vor 60 Jahren, am 28. August 1955, hatte der Landkreis Grafschaft Bentheim auf der Bentheimer Freilichtbühne offiziell seine Patenschaft mit dem ehemaligen ostpreußischen Landkreis Elchniederung besiegelt. Der gehörte seit 1945 zum sowjetisch besetzten Teil Ostpreußens und heute zu Russland, die ehemalige Kreisstadt Heinrichswalde wurde 1946 zu Slawsk.
Weil manche der geflüchteten oder vertriebenen ehemaligen Elchniederunger in der Grafschaft Bentheim eine neue Heimat gefunden hatten, begannen Anfang der 1950er Jahre Gespräche über eine Patenschaft. Sie mündeten 1955 in einen offiziellen Patenvertrag. Der habe auch „Hoffnungen beschrieben, die sich dann nicht erfüllt haben“, sagte am Sonnabend der Präsident des Deutschen roten Kreuzes und ehemalige Bundesinnenminister Dr. Rudolf Seiters beim Festakt zum 60-jährigen Bestehen der Kreispatenschaft. Als Festredner der Feierstunde im Forum des Bad Bentheimer Burggymnasiums stellte Seiters die Leistungen der Flüchtlinge und Vertriebenen beim Aufbau des neuen, freien deutschen Staates und ihre „wichtige Brückenfunktion“ bei der Aussöhnung mit Deutschlands östlichen Nachbarn heraus.
Nach dem Zusammenbruch 1945 sei „aus Trümmern und Ruinen“ eine stabile Demokratie entstanden, so Seiters. Die Integration von zwölf Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen aus den früheren Ostgebieten sei ein Kraftakt gewesen, habe aber „keinen sozialen Sprengstoff“ dargestellt. Im Gegenteil. „Ohne die Leistungen dieser Flüchtlinge und Vertriebenen wäre diese Bundesrepublik nicht das geworden was sie ist.“
„Wer keine Herkunft hat, hat auch keine Zukunft“, postulierte der DRK-Präsident und betonte den Stellenwert der Erinnerungsarbeit an 800 Jahre deutsche Kultur und Geschichte im Osten. Seiters lobte auch den „wesentlichen Beitrag“ der Vertriebenen für die Selbstbestimmung der Völker. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs seien sie eingetreten für Versöhnung und Verständigung.
Krieg, Flucht und Vertreibung seien auch heute Alltag auf unserer Welt, warnte Seiters und schlug den Bogen über die Arbeit des DRK-Suchdienstes bis hin zur Deutschen Einheit. Der DRK-Suchdienst habe in 70 Jahren 21 Millionen Schicksale geklärt, noch immer seien aber 1,3 Millionen Schicksale ungeklärt. Seiters erwartet aber weitere Erfolge, nachdem nun auch russische Organisationen ihre Archive zunehmend für den Suchdienst öffnen. „Das höchste Gut für die Menschen ist die Freiheit“, schloss Seiters und erinnerte an die Wiedervereinigung.
Zuvor hatte Landrat Friedrich Kethorn die Patenschaft mit der Kreisgemeinschaft Elchniederung gewürdigt als Chance, Vorurteile abzubauen, voneinander zu lernen und einander zu verstehen. Die Kreisgemeinschaft habe auch entscheidenden Anteil daran, dass nach dem Ende des Kalten Kriegs eine neue Partnerschaft mit dem heutigen russischen Rayon Slawsk entstand. Im Jahre 2001 hatte die Grafschaft einen offiziellen Partnerschaftsvertrag mit Slawsk geschlossen. Seitdem gab es verschiedene Austauschprogramme.
Im gerade beschlossenen künftigen Grafschafter Kreis- und Kommunalarchiv auf dem Nordhorner NINO-Gelände werde die Dokumentation der nun 60-jährigen Patenschaft mit der Kreisgemeinschaft Elchniederung „einen würdigen Platz finden“, versprach Kethorn.
Den Dank der Kreisgemeinschaft für die 60-jährige Zusammenarbeit überbrachte deren Vorstandsvorsitzender Manfred Romeike. Er erinnerte an die Anfänge und die Geschichte der Patenschaft. Und er berichtete von der Entwicklung seit dem Ende des Kalten Kriegs, als die Elchniederunger erstmals ihre frühere Heimat wieder besuchen durften. Die Kreisgemeinschaft begrüße ausdrücklich die Zusammenarbeit zwischen Grafschaft Bentheim und dem heutigen Rayon Slawsk. Seit 2012 gebe es auch eine Partnerschaft der Kreisgemeinschaft mit dem dortigen Heimatmuseum.
Verlesen wurde beim Festakt ein Glückwunschbrief des Verwaltungschefs des Rayon Slawsk, Sergey Artiukhov. Darin würdigt er die freundschaftlichen Beziehungen, die Partnerschaft und die Erinnerung an die gemeinsame Geschichte. Die Einladung, an den Feierlichkeiten teilzunehmen, hatten die führenden Vertreter des Rayon bereits beim jüngsten Besuch der Grafschafter Kreisspitze im Oktober 2014 abgelehnt. An diesem Datum stehe auch Slawsk ganz im Zeichen der Feiern zum 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland.

60 Jahre Patenschaft Grafschaft Bentheim – Elchniederung

Vom 8. bis 9. Mai 2015 wurde im niedersächsischen Bad Bentheim das 60jährige Jubiläum der Patenschaft zwischen der Grafschaft Bentheim und der Kreisgemeinschaft Elchniederung gefeiert.
Die Feierlichkeiten begannen bereits am Freitagabend. Mitglieder der Kreisgemeinschaft und des Fördervereines Nordhorn, über den die Grafschaft Bentheim in der Elchniederung größtenteils aktiv ist, trafen sich im Forum des Burg-Gymnasiums zum gegenseitigen näheren Kennenlernen. Bei einem gemütlichen Umtrunk, den der Grafschafter Landrat Friedrich Kethorn mit einer kleinen Begrüßungsrede eröffnete, kam man ins Gespräch.
Die offizielle Patenschaftsfeier begann am Samstagmorgen mit einem stimmungsvollen Auftritt des Signor-Chores, einem Männerchor aus der Grafschaft. Friedrich Kethorn, Landrat der Grafschaft Bentheim, begrüßte besonders den mit 91 Jahren ältesten Gast der Jubiläumsfeier, Herrn Heinz Gardeick. Außerdem erwähnte er, dass die Kirchspielvertreterin Irmgard Fürstenberg als einzige Anwesende am 28. August 1955 die Unterzeichnung des Patenschaftsvertrages auf der Bad Bentheimer Freilichtbühne miterlebt hat. Der Landrat schilderte in seiner Begrüßungsrede, wie sich die Patenschaft im Laufe der Jahre entwickelte.

2001 hat die Grafschaft auch einen offiziellen Partnerschaftsvertrag mit dem Rayon Slawsk geschlossen. Mittlerweile existieren mehrere Austauschprogramme zwischen den beiden Landkreisen. Friedrich Kethorn kündigte an, dass die Dokumentation der langjährigen Patenschaft zwischen dem Landkreis Grafschaft Bentheim und der Elchniederung einen würdigen Platz im gerade beschlossenen zukünftigen Grafschafter Kreis- und Kommunalarchiv erhalte.
Manfred Romeike, der Vorstandsvorsitzende der Kreisgemeinschaft Elchniederung, überbrachte in seinem Grußwort den Dank der Kreisgemeinschaft für die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit. Er würdigte das Engagement seiner Vorgänger, welche die Beziehungen zur Grafschaft und zum Förderverein Nordhorn maßgeblich geprägt haben. Von den ehemaligen Aktiven konnte er Hans-Dieter Sudau und Reinhard Nikstadt persönlich bei der Jubiläumsfeier begrüßen. Auch die Kreisgemeinschaft pflegt intensive Kontakte zum Rayon Slawsk, so wurde z. B. im ehemaligen Heinrichswalde ein Deutsch-Russisches Museum eingerichtet.
Der Festredner der Patenschaftsfeier, Dr. Rudolf Seiters, betonte als DRK-Präsident besonders die Aufgaben und Erfolge des Suchdienstes, mit dem das Deutsche Rote Kreuz bis heute ungeklärten Schicksalen aus dem Zweiten Weltkrieg nachgeht. Dieser Suchdienst hat im Laufe der Zeit viele Familien, die durch Flucht und Vertreibung getrennt wurden, wieder zusammengeführt.
Der Festakt endete mit einem Grußwort des Landrates des Rayons Slawsk, Herrn Sergeij Artiukhov. Es wurde von Lydia Lobakina, die mit einigen anderen Gästen aus Russland angereist war, in deutscher und russischer Sprache vorgelesen.
Die Feier klang mit einem gemeinsamen Imbiss und vielen angeregten Gesprächen aus.

Dr. Rudolf Seiters, Friedrich Kethorn, Barbara Dawideit u. Manfred Romeike