Ein uralter Grabstein aus Linkuhnen
Frau Erika Hallmann geb. Kroehnert (1921 – 2014), Tochter des Bernhard Julius Kroehnert aus
Köllmisch Linkuhnen (*21.10.1890 Köllmisch Linkuhnen, + 13.2.1945 gefallen im Samland),
übergab mir Kopien aus der Familienchronik ihres Großonkels Prof. Dr. Rudolf Kröhnert
(*24.10.1848, + 23.12.1930 in Berlin). So manches, was in der Chronik steht, ist es wert, nicht
vergessen zu werden, wie z.B. der Hinweis auf einen uralten Grabstein, der Auskunft über die
Zeit vor Beginn der Kirchenbucheintragungen der Kirche Heinrichswalde über eine Beerdigung
gibt; die Verstorbenen wurden nämlich erst seit dem Jahr 1733 im Kirchenbuch von
Heinrichswalde registriert. Taufen und Heiraten dieser Kirchengemeinde wurden dagegen schon
seit 1684 aufgezeichnet.
Die Familienchronik Kroehnert aus Köllmisch Linkuhnen, u.a. eine in grobem Schweinsleder
gebundene Bibel mit vielen handschriftlichen Bemerkungen, aber auch Archivalien, Tagebücher,
Briefe und Wirtschaftsbücher der Vorfahren, nahm die junge Erika Kroehnert im Oktober 1944,
verpackt in einer festen Bücherkiste, mit auf die Flucht. „Diese Kiste habe ich im Januar 1945 auf
einem Gut in Wangnicken im Samland – wo mein von mir geführter Treck Unterkunft fand –
vergraben müssen. Zu diesem Zeitpunkt ging es nur noch um das nackte Überleben“, schreibt sie
später. Die Kiste ging verloren, aber lange Zeit nach dem 2.Weltkrieg geschah ein kleines
Wunder, und Erika Hallmann geb. Kroehnert erhielt von der in Schottland lebenden Enkelin des
Professor Rudolf Kröhnert Abschriften der Chronik.
Bevor Erika Kroehnert auf die Flucht gegangen war, hatte sie am Morgen des 20. Oktober 1944
noch alle Register des Standesamts Linkuhnen (ihr Vater war der letzte Standesbeamte von
Linkuhnen) auf dem Landratsamt in Heinrichswalde abgegeben. Ihr ist es also zu verdanken, dass
ein Großteil der Standesamtsregister Linkuhnen bis heute erhalten ist.
In unserer Zeit, wo wir täglich viel zu vielen Reizen ausgesetzt sind, wo alles schnell
weggeworfen und vergessen wird, ist es für mich auch Anlass zu Freude und zu Optimismus,
diese lange Kette von Menschen vor mir zu sehen, die es möglich machte, heute noch lesen
können, was einmal war. Wieviele Generationen haben die Erinnerung weitergegeben, über 300
Jahre von den ersten bis zu den letzten Kroehnert aus Köllmisch Linkuhnen. Nach der Flucht
ging es weiter: Erika Hallmann geb. Kroehnert aus Soest gab die Erinnerungen reichte die
Chronik weiter, nicht nur an mich, sondern auch an Lothar Kroehnert aus Oberhausen, den
großen Familienforscher der Familie Kroehnert von Ostpreußen bis zu den Ursprüngen im
Westfalen des 17. Jahrhunderts, der mit seiner Familienforschung und seinem Sinn für das
Praktische die Chronik lesenswert aufarbeitete. Nur so blieb alles bis heute für uns alle erhalten.
Siehe zu den Familien KROEHNERT, MERTENS und FROESE auch die Angaben im
Ortsfamilienbuch (OFB) Heinrichswalde Kreis Niederung online im Internet:
https://www.online-ofb.de/heinrichswalde/
Im Februar wurde das OFB Heinrichswalde wieder ergänzt, sodass es jetzt über 70 000 Daten zu fast 30 000 Familien enthält, die teilweise auch über die Grenzen des Kirchspiels Heinrichswalde hinausreichen.
Wohnhaus des Bernhard Julius Kroehnert in Köllmisch Linkuhnen (Zeichnung von Erika
Hallmann geb. Kroehnert). Dort lag der uralte Grabstein von 1680 im Jahr 1944.
Hier folgt der Text aus der Kroehnert-Chronik zu dem alten Grabstein:
Grabstein vom Linkuhner Friedhof – jetzt vor dem Linkuhner Wohnhaus liegend.
HIER RUHET
LORENTZ MERHTEN
NEBST SEINER EHEGATIN
MARIE GEBOHRNE FRIESEN
IM HERRN ENTSLAFEN 1680
Auf dem Kröhnertschen Grundstück befindet sich neben dem Mennoniten-Friedhof ein Kirchhof,
der jetzt fast nur von Armen benutzt wird, auf dem sich aber, wie vorstehende Grabinschrift
beweist, früher die ältesten Bewohner Linkuhnens haben beerdigen lassen.
Der hier genannte Lorenz MERTEN kann wohl kein anderer sein als der in der
Dorfverschreibung vorkommende Lorenz MERTEN. Auf diesem Armenfriedhof habe ich (Karl
Bernhard Kröhnert 1782-1857) noch als Knabe den Grabstein mit obenstehender Inschrift
liegend gesehen. Da er sich am Rande des sandigen Friedhofs befand, kam er ins Rutschen. Mein
Bruder Julius K. ließ ihn entfernen und als Stufe vor seine Haustür setzen. Gebohrne Friesen
bedeutet soviel wie geb.FRIESE oder FROESE. (Mein Bruder hat das T und H im Namen des
LOREN(T)Z MER(H)TEN ausgemeißelt und somit die richtige Schreibung wiederhergestellt!).
Erika Hallmann geb. Kroehnert
Kroehnert-Hof in Köllmisch Linkuhnen
Gabriele Bastemeyer, Ginsterweg 37, 21380 Artlenburg, Tel.: 04139 – 7364
Mail: bastemeyer@t-online.de



