Gowarten

Zum Kirchspiel Gowarten gehörten folgende Gemeinden des Kreises Elchniederung:

Gemeindename
nach 1938

Gemeindename
vor 1938

Einwohner

Falkenhöhe

Demedschen

139

Friedlau

Friedlauken

87

Gowarten

Gowarten mit Alxnupönen, Paoß-Wißbarren und Pareisgirren

333

Großwalde

Groß Wannaglauken

230

Gruten

Grudßen

164

Gutsfelde

Groß Obscherningken mit Klein Krippen und Klein Kriposen

121

Haslingen

Klein Wannaglauken

104

Kieslau

Skieslauken

46

Kleinwalde

Klein Obscherningken

36

Kripfelde

Kriplauken mit Groß Kippen, Groß Kriposen und Klein Asznaggern

184

sowie die Gemeinde Birkenhausen des Kreises Insterburg und die Gemeinde Jägerkrug
des Kreises Tilsit- Ragnit. Insgesamt hatte das Kirchspiel Gowarten somit rund 1.600 Seelen.

Das Kirchspiel Gowarten lag im südöstlichen Teil des Kreises Elchniederung. Östlich grenzte es an den Kreis Tilsit-Ragnit und südlich an den Kreis Insterburg. Zwischen Jägerkrug und Kieslau stießen die drei Kreise zusammen. Hier befand sich auch der Grenzstein des „Dreiländerecks“.
Das Kirchspiel Gowarten hatte eine Größe von ca. 35 Quadratkilometern und gehörte zum Amtsbezirk 1.
Gegründet wurde das Kirchspiel Gowarten etwa 1904/05 durch Abtrennung von der Muttergemeinde Kreuzingen (Skaisgirren). Die Betreuung wurde auch weiterhin von den Kreuzinger Geistlichen vorgenommen. Da Gowarten noch keine eigene Kirche hatte, wurden Gottesdienste und kirchliche Handlungen in der Schule abgehalten. 1917 erhielt Gowarten einen eigenen Pfarrer, es war Pfarrer Ludßuweit; von 1920 bis 1927 war Pfarrer Bernecker Pfarrstelleninhaber. Er war sehr aktiv, und ihm ist es zu verdanken, dass 1921/22 eine Kirche gebaut wurde.
Die Inneneinrichtungen konnten erst nach der Inflation fertiggestellt werden. 1927 wurde Pfarrer Bernecker nach Aulowönen (Aulenbach) versetzt. Ihm folgte bis 1933 Pfarrer Gundel. Für ein Jahr war Pfarrer Klundt tätig. 1934 wurde Pfarrer und Missionar Daudert Pfarrstelleninhaber. Nach seiner Pensionierung wurde Pfarrer Specovius in die Pfarrstelle gewählt, welcher 1940 zur Wehrmacht einberufen wurde und im Osten gefallen ist. Dann blieb die Pfarrstelle bis 1944 vakant. Anschließend sollte die Pfarrstelle von Pfarrer Link aus Königsberg besetzt werden, das kam aber nicht mehr zustande, da die Sowjetische Armee schon kurz vor Tilsit stand.
Die Gemeindeglieder waren sehr kirchentreu. Es gab einen Posaunenchor, eine Frauenhilfe, Jungmädchen und Jungmännerverein.
Das Kirchspiel Gowarten gehörte zum Kirchenkreis Elchniederung, deren Superintendent Pfarrer Kaschade aus Neukirch war. Der Kreis wiederum gehörte zur Landeskirche Königsberg.
Die Struktur des Kirchspiels war in der Hauptsache von der Landwirtschaft geprägt. Es gab große, mittlere und kleine Betriebe, die sich mit der Getreide-, Hackfrucht- und Viehwirtschaft betätigten. In den Wintermonaten fanden einige Landwirte im Holzeinschlag und Holzrücken mit Pferden in dem Padrojer-Forst ihre Beschäftigung und Nebeneinkünfte. Einige Maurer, Zimmerleute und Stellmacher hatten in Gowarten ihre Erwerbstätigkeit gefunden. Außerdem gab es mehrere Gaststätten mit Lebensmittelverkauf und Saalbetrieb, ferner einige Schmieden, ein Mehl- und Sägewerk, eine Fahrradhandlung, einen Schuster, einen Sattler und eine Raiffeisenbank.
Der größte Markt fand donnerstags in Kreuzingen statt. Hier konnten die Landwirte ihre Erzeugnisse absetzen. Viele Landsleute aus dem Kirchspiel Gowarten sind Nachkommen ehemaliger Emigranten, die 1732 aus dem Salzburger Land wegen ihres Glaubens ausgewiesen wurden. König Friedrich Wilhelm I. gab ihnen die Möglichkeit, sich hier anzusiedeln.
Das Kirchspiel Gowarten hatte vier Schulen, einen Krieger- sowie einen Sportverein. Die Kirche in Gowarten steht noch, jedoch ohne Turm, und wird als Magazin genutzt. Das Schulgebäude und das Geschäft Bajorat sind verkommen. Die Bauernhöfe sind vollständig vom Erdboden verschwunden, und aus dem fruchtbaren Ackerland ist Brachland geworden. Unser Heimatgebiet ist somit nunmehr kaum wiederzuerkennen.
Werner Stuhlemmer Kirchspielvertreter

Aus dem Bildband „Die Kirchengemeinden Kreuzingen und Gowarten – Kreis Elchniederung“,
herausgegeben von der Kreisgemeinschaft Elchniederung e.V.