Heinrichswalde
Die Orte des späteren Kirchspiels Heinrichswalde gehörten zunächst zu Kaukehmen. 1686 wurde Heinrichswalde ein eigenes Kirchspiel unter dem adligen Patronat des Wilhelm Reinhard von Halle (†1687), dem Besitzer der Heinrichswaldschen Güter. Der zweite Lehnspatron war George Friedrich von Kalnein, zweiter Ehemann der verwitweten Rosina von Halle, geb. von und zu Egloffstein. Dritter Lehnspatron war George Wilhelm von Halle, Sohn des ersten Lehnsherrn. Nach seinem Tod wurde 4. Lehnspatron Carl Ludwig Erbtruchses und Graf zu Waldburg.
Das erste Kirchengebäude war aus Holz (Bretterverschlag). Am 20.Sonntag nach Trinitatis 1686, dem 27.10.1686, wurde die Kirche durch den Oberhofprediger Bernhard von Sanden eingeweiht. Bereits am 7.9.1691 wurde der Grundstein für einen Neubau durch Rosina von Halle gelegt. Nach ihrem Tode wurde der Fachwerk-Neubau 1694 von ihrem zweiten Ehemann George Friedrich von Kalnein vollendet.
Seit Dezember 1738 stand die Kirche unter königlichem Patronat (lt.Arnoldt). Harnoch nennt die Jahreszahl 1783 als Zeitpunkt des Verkaufs der Heinrichswaldschen Güter und der Änderung des Patronats. Das Jahr 1783 ist falsch. 1792 wurde der baufällige Turm abgebrochen. 1861 Schließung der Kirche. 1866 Abbruch des alten Gotteshauses. Neubau im gotischen Stil 1867-1869. Einweihung des Neubaus am 15. Oktober 1869. Baukosten von 39.000 Reichstalern. Die neue Kirche hatte einen schönen hohen Turm erhalten. 1901 wurde der Turm vom Blitz getroffen und beschädigt. Altar und Taufstein waren aus rotem Sandstein. Aus der vorigen Kirche waren Reste alten Schnitzwerks erhalten. Die Kirche hatte 3 Glocken, aus den Jahren 1686, 1717 und 1828. Die Glocken sagten in ihrer Sprache „Pilzke ungesolte“ „Pilzke ungesolte“. Denn die Umgebung war reich an Wald, Beeren und Pilzen.
Die Kirchengemeinde Heinrichswalde war früher sehr viel größer. Sie umfasste z.B. auch Orte der späteren Kirchengemeinden Szillen und Neu Argeningken bzw. Tilsit-Land. 1845 wurden 20 Orte des Kirchspiels Heinrichswalde abgewidmet und kamen zur neugegründeten Kirchengemeinde Jurgaitschen (Königskirch). Und 1854 gingen 10 Orte der Kirchengemeinde Heinrichswalde zur neuen Kirchengemeinde Gr. Friedrichsdorf. Die Eintragungen aller dieser Gemeinden findet man also in den älteren Heinrichswalder Kirchenbüchern!
Im Jahre 1890 zählte das Kirchspiel Heinrichswalde 7.500 Seelen (davon 1.050 Litauer). Gottesdienst deutsch und litauisch. 280 Taufen, 60 Trauungen, 220 Begräbnisse „Wohnung schön“(laut Harnoch). Der letzte Gottesdienst vor der Vertreibung fand an einem Sonntag im Oktober 1944 statt. Der letzte Pfarrer von Heinrichswalde war Johannes Bruno ELLINGER. Er fiel am 31.12.1941 in Russland.
Heinrichswalde war der Hauptort des Kreises Niederung, der keine einzige Stadt besaß. Der Flecken hatte aber durchaus kleinstädtischen Charakter. Das grüne Heinrichswalde durfte sich Gartenstadt nennen. Die Erhebung in den Status einer Stadt war 1939 eingeleitet worden. Das 1891 erbaute Kreiskrankenhaus und die Apotheke sicherten die gesundheitliche Versorgung. Heinrichswalde war Sitz des Landratsamts, des Finanzamts, des Katasteramts und der Kreis-und Forstkasse. Es besaß ein Amtsgericht. Die Kreisnachrichten für den Kreis Niederung wurden in Heinrichswalde gedruckt.Vor allem in der Friedrichstraße luden zahlreiche Geschäfte, Hotels, Gastwirtschaften sowie der Wochenmarkt auf dem Buttermarkt sowie der Schweinemarkt die Bevölkerung des Ortes und der weiteren Umgebung ein. Eine große Zahl an Handwerksbetrieben bot ihre Dienste an, und viele Vereine belebten das gesellschaftliche Leben der Stadt. Eine salz-und schwefelhaltige Quelle und die dazu gebaute Badeanstalt steigerten den Freizeitwert.
Im Kirchspiel gab es die Güter Adlig Heinrichswalde, Adlig Lehmbruch, Wilkehlen, einige größere Bauernhöfe und viele kleinere Höfe, die den landwirtschaftlichen Charakter der Umgebung prägten.
Auch die Holzverarbeitung war durch die nahe liegende Schneckensche Forst von Bedeutung. Die Sägewerke Wolff und Sachse sowie die Maschinenfabrik Klein waren größere Betriebe in Heinrichswalde. Die Milchverarbeitung wurde in der Molkerei Stadie betrieben.Die gute Straßenverbindung und seit 1891 der Anschluss an die Eisenbahnlinie Tilsit – Königsberg förderten die wirtschaftliche Entwicklung von Heinrichswalde stark. Über den Nachbarort Brittanien war auch die Kleinbahnanbindung nach Neukirch, Kuckerneese, Seckenburg, Karkeln und Schakendorf gegeben.In fast allen Gemeinden des Kirchspiels gab es Volksschulen. Viele Jahre lang bereiteten die Privatschule und spätere Höhere Knaben- und Mädchenschule in Heinrichswalde die begabten Schüler des Kirchspielorts und der umliegenden Dörfer auf weiterführende Schulen vor. Sie wurde dann zur Mittelschule. Im Winter waren Schüler der umliegenden Dörfer bei Heinrichswalder Familien als Pensionsgäste einquartiert.
Die Gymnasiasten des Kirchspiels und des gesamten Kreises mussten täglich nach Tilsit fahren oder gingen dort in Pension.
Das Land um Heinrichswalde war, wie schon der Name des Kreises sagt, eine Niederung, also tief gelegen. Die Entwässerung erfolgte in den Linkuhner Kanal. Das Wasser wurde dann durch das Hebewerk Schnecken in die Schnecke befördert. Wasserbaulich gehörte dieses Gebiet dem Linkuhnen-Seckenburger Entwässerungsverband an. Im Oktober 1944 mussten die Einwohner ihre Häuser verlassen. Am 20. Januar 1945 wurde Heinrichswalde von der Roten Armee eingenommen. Am 7. Januar 1946 erhielt Heinrichswalde den russischen Namen Slawsk (Славск – sinngemäß “Ruhmreiche Stadt”). Slawsk ist heute, noch deutlicher als früher, der zentrale Ort des gesamten einstigen Kreises Elchniederung.
Aus „Der Kreis Elchniederung gestern und heute“, herausgegeben von der „Kreisgemeinschaft Elchniederung e.V.“,
bearbeitet von Gabriele Bastemeyer und Hans-Dieter Sudau †
1988 erstellte Gerhard Kohnke Ortspläne von Heinrichswalde Stand 1944 und 2017.
Diese sind im Format A3 in der Geschäftsstelle zu erwerben.
Orte des Kirchspiels Heinrichswalde |
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Ortsname ab 1938 |
Ortsname bis 1938 |
Einwohner |
Adlig Linkuhnen mit Bahnhof Linkuhnen |
Adlig Linkuhnen |
379 |
Amtal |
Baltruscheiten H. |
136 |
Anmut mit Alt-Anmut, An der Kurwe |
Klubinn |
47 |
Argendorf |
Argelothen |
220 |
Bürgerhuben |
Bürgerhuben, Brunischken, Dammkrug, Gut Nassenthal, Wenzischken |
121 |
Deschen mit Deschener Moor, Försterei Reussenhof,Wilkehler Moor |
Neu Descherin |
310 |
Grünbaum |
Grünbaum |
133 |
Heinrichswalde mit Kleinheinrichswalde |
Heinrichswalde, Gut Adlig Heinrichswalde, Gut Wilkehlen |
3460 |
Hohensprindt |
Augustlauken und Hohensprindt |
282 |
Klemenswalde mit Klaarhof, Hebewerk Schnecken, Schneckenhof |
Clemenswalde |
337 |
Köllmisch Linkuhnen, |
Köllmisch Linkuhnen |
71 |
Lehmbruch |
Gut Lehmbruch und Griegolienen |
50 |
Lindental |
Sandfluss |
372 |
Neulinkuhnen |
Palinkuhnen |
89 |
Neusorge H. mit Oberförsterei u. Försterei Schnecken |
Neusorge H. |
125 |
Neusorge Arbeitsdienst |
206 |
|
Streulage |
Dittballen |
80 |
Thomaten |
Thomaten |
361 |
Urbansprind |
Noragehlen |
297 |
Gesamt 19 |
7.076 |
Museum Heinrichswalde/Slawsk
In Heinrichswalde/Slawsk gibt es ein deutsch-russisches Museum. Es befindet sich in der Hauptstraße (Friedrichstraße) neben der jetzigen Bank. Am 24. August 2009 wurde in diesem Museum eine Wand und eine Vitrine von Manfred Romeike und Hartmut Dawideit sowie deren mitreisenden Ehefrauen mit deutschen Fundsachen, Büchern, Foto-Alben mit neuen und alten Bildern sowie Heimatbriefen bestückt. Unter der Fahne des Kreises Elchniederung wurden verschiedene Bilder aufgehängt. Ein Schild mit den Öffnungszeiten soll noch angebracht werden. Wir danken all denen, die geeignete Exponate für das Museum zur Verfügung gestellt haben. Ebenso auch für die Bilder, die die Familie Frischmuth beigesteuert hat. Wir würden uns freuen, wenn künftig frühere Einwohner des Kreises und die jetzigen Bewohner diesen zusätzlichen Anziehungspunkt in Heinrichswalde besuchen würden.
Das Foto zeigt den neuen Teil des Museums, den die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Kreisgemeinschaft Elchniederung hergerichtet haben.
Von links: Waleslav Kent (Kulturbeauftragter des Kreises Slawsk / Heinrichswalde), Manfred Romeike (Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Elchniederung e.V.), Hartmut Dawideit (Geschäftsführer der Kreisgemeinschaft) und Herr Hoffmann (Rußlanddeutscher, Dolmetscher).
Wer kann helfen?
Wer hat noch altes Geld aus der Vorkriegs- oder Kriegszeit, welches er dem neu eingerichteten Museum in Heinrichswalde / Slawsk als Anschauungsmaterial zur Verfügung stellen möchte? Ebenfalls gesucht werden Fotos mit Personen in Arbeits- und Sonntagskleidung. Angebote bitte an unsere Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft!