Horst Wolfgang Nienke

Ich heiße Horst Wolfgang Nienke und wurde 1937 im sog. Postlerhaus in Herdenau (Kallningken) Kreis Elchniederung geboren. Mein Vater Fritz stammte aus Schakendorf (1900 – 1963) und meine Mutter Herta geb. Petrick aus Jündszen Kreis Heydekrug (1906 – 1975). Alle anderen Vorfahren stammten im Wesentlichen aus dem Kreisen Elchniederung und Heydekrug. Meinen detaillierten Lebenslauf sowie meine Ahnentafel können Sie auf meiner persönlichen Internetseite www.w-nienke.de lesen. Nachdem das Memelgebiet (1939) wieder zu Deutschland gehörte, zogen meine Eltern nach Heydekrug, wo mein Vater als Postbeamter arbeitete. Mein Vater wurde allerdings sehr bald zur Feldpost eingezogen. Als die Front 1944 immer näher rückte bemühte sich meine Mutter um die Evakuierung. So kamen wir bereits im August 1944 mit dem Zug nach Heiligenbeil und dann Ende August 1944 weiter nach Stöntzsch bei Pegau in Sachsen. 1948 zogen wir arbeitsbedingt nach Köthen/Anhalt. Nach Ende der Grundschule lernte ich den Beruf eines Maschinenschlossers, dann ging ich 1955 – 1957 freiwillig zur Kasernierten Volkspolizei, die 1956 in die Nationale Volksarmee umgebildet wurde.

 

Von 1958 bis 1961 studierte ich Fördertechnik in Roßwein/ Sa. Danach arbeitete ich als Konstrukteur im Baggerbau und machte in dieser Zeit ein Fernstudium zum Schweißingenieur. 1964 wechselte ich die Firma (SKL Magdeburg Dieselmotoren und Chemieanlagen – 8.500 Beschäftigte) und war noch kurze Zeit als Konstrukteur tätig, ging dann aber in die Organisations- und Datenverarbeitung. Hier war ich später Abteilungs- und Hauptabteilungsleiter. Mein 2. Fernstudium von 1975 bis 1980 an der TH Magdeburg konnte ich mit dem Abschluss als Dipl.- Ing.-Ökonom beenden. Nach der Wende arbeitete ich noch bis 1995 im DEBIS-Systemhaus als Softwareberater für SAP-Produkte. Von 1963 bis 2014 war ich mit Karin geb. Breitrück verheiratet.

Als DDR- Bürger hatten wir fast gar nicht über unsere ehemalige Heimat geredet, es war ein Tabu. Deshalb kann ich über Details meiner Heimat recht wenig berichten. Lediglich an Heydekrug habe ich recht gute Erinnerungen, denn dort wurde ich 1944 noch eingeschult. Zwischenzeitlich war ich mit meiner Frau mehrmals in Ostpreußen. Allerdings meist nur im Memelgebiet, da man dorthin ohne Visum einreisen kann. Sehr bedauerlich für mich ist z.B. auch, dass ich unser ostpreußisches Platt nicht gelernt hatte. Lediglich einige Sprüche aus Erzählungen meiner Eltern sind mir im Gedächtnis haften geblieben. So z.B. der Satz, den ein Saufkumpan seinem Freund zurief als dieser nach Querung eines zugefrorenen Flusses eingebrochen war: „Faohr wohl lever Broader, weer wandle hier oak nech opp Rose!“ Langeweile hatte ich nach Eintritt in das Rentenzeitalter nie, denn ich bin vielfältig ehrenamtlich tätig: Vorsitzender einer Garagengemeinschaft, Vorsitzender eines Kleingärtnervereins, Führungen am Wasserstraßenkreuz Magdeburg für den Freundeskreis WSK bei der URANIA Magdeburg, Pflege von 3 verschiedenen Homepages, Admin im Rahmen des Bildarchivs Ostpreußen, Englischkurs und Besuch eines Fitnessstudios. Natürlich freue ich mich über die neueste Aufgabe – unsere Internetseite und wünsche mir, dass Sie aktiv an seiner Gestaltung teilhaben. Seit 2019 bin ich Kirchspielvertreter für die Haffdörfer.

Die Kreisgemeinschaft Elchniederung trauert um Horst-Wolfgang Nienke

geboren am 23.05.1937 in Kallningken / Ostpreußen
gestorben am 30. Juni 2022 in Magdeburg

Etwas mehr als 2 Monate nach seinem 85. Geburtstag hat sich sein Lebenskreis geschlossen. Horst-Wolfgang Nienke wurde in der Elchniederung geboren und 1944 in Heydekrug im Memelland eingeschult. Die Flucht führte ihn und seine Familie zunächst nach Köthen, bis er berufsbedingt in Magdeburg mit seiner Familie sesshaft wurde. Obwohl in der DDR das Thema „Ostpreußen“ als Tabuthema galt, hatte er seine Heimat nicht vergessen und er konnte gut über seine Erlebnisse und Erinnerungen aus seiner Kinderzeit berichten. So war es für Ihn auch folgerichtig, seine Heimat zu besuchen. Am Anfang unternahm er einige Reisen in das Memelland, um dann, nach dem Wegfall des Eisernen Vorhangs, auch Ostpreußen und die Elchniederung zu besuchen.

Auf zahlreichen Reisen war es ihm durch seine gewinnende, auf die Menschen zugehende Art gelungen, persönliche Kontakte und Freundschaften mit den dort lebenden Menschen zu knüpfen und hiermit einen wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen den Ostpreußen und der russischen Bevölkerung zu leisten.

Die Kreisgemeinschaft Elchniederung verliert mit Horst-Wolfgang einen ihrer Aktivposten. Seit zwölf Jahren betreute er die Homepage der Kreisgemeinschaft als Webmaster. Horst-Wolfgang nahm seine Aufgabe als Webmaster gewissenhaft und mit hohem Engagement wahr. Nach Übernahme dieser Aufgabe entwickelte er in kurzer Zeit das Format und befüllte dieses kontinuierlich mit interessanten Inhalten und Informationen über die Kreisgemeinschaft und das Heimatgebiet in Ostpreußen.

Als Ruth Woldeit gesundheitsbedingt ihr Amt als Kirchspielvertreterin für die Haffdörfer aufgeben musste, stand er zur Wahl bereit. So war er seit 2019 Kirchspielvertreter für die Haffdörfer Inse, Loye und Tawe. Und damit war er auch Mitglied der Delegiertenversammlung. Dieses Amt nahm er beherzt wahr und brachte sich dort gewinnbringend ein. Bei den Treffen der Kreisgemeinschaft in Bad Nenndorf war er eine verlässliche Größe und führte unaufgeregt die Informations- veranstaltungen im Keller durch und stand Rede und Antwort zu den Fotos und zum Archiv.

Alle, die diesen echten Ostpreußen kennen lernen durften werden ihn als freundlichen, humorvollen und liebenswürdigen Menschen in Erinnerung behalten.

Die Kreisgemeinschaft Elchniederung verbeugt sich mit Dankbarkeit vor dem Verstorbenen. Der Vorstand und die Mitglieder der Delegiertenversammlung danken Horst-Wolfgang zugleich für seine Freundschaft, Kollegialität und Unterstützung. Horst-Wolfgang Nienke hat sich um seine Heimat und unsere Kreisgemeinschaft verdient gemacht.

Im Namen des Vorstandes und aller ehrenamtlichen Mitarbeiter

Für den Vorstand: Manfred Romeike            Für die Delegiertenversammlung: Fritz Klingsporn